„Dieser Aufruf darf nicht ungehört bleiben!“
Der dramatische Appell des hl. Papstes Johannes Paul II. zum Beten des Rosenkranzes in „Rosarium virginis Mariae“ (RvM, 44) hallt vierzig Jahre nach Beginn seines Pontifikates mehr denn je wie ein Echo wider.
Er selbst hat sich stets mit großem Vertrauen an dieser Siegeskette festgehalten und den Rosenkranz kurz nach seiner Wahl auf den Stuhl Petri als sein „Lieblingsgebet“ bezeichnet (Angelus am 29.10.1978).
Mit dem genannten Apostolischen Schreiben hat er selbigen zu Beginn des dritten Jahrtausends besonders auf den Leuchter der Katholischen Kirche gehoben und ihn als den herausragenden, biblisch fundierten Weg der Betrachtung des Antlitzes Christi durch das Herz seiner Mutter vorgeschlagen (vgl. RvM, 2–3). So wird der Beter in die Mysterien der Erlösung eingeführt und kann dabei die drängenden Anliegen des Lebens durch die Vermittlung der Jungfrau Maria dem Spender jeder guten Gabe übergeben: „In der Betrachtung der Rosenkranzgeheimnisse schöpft der Gläubige Gnade in Fülle, die er gleichsam aus den Händen der Mutter des Erlösers selbst erhält“ (RvM, 1).
Es stellt sich nun die Frage, warum der hl. Papst Johannes Paul II. seinem obigen Aufruf einen so immensen Nachdruck verliehen hat. Offensichtlich befinden wir uns in einer geschichtlichen Entscheidungsstunde. Diese betrifft die Kirche und die gesamte Menschheit. Der große Apostel des Rosenkranzes führt aus: „Die Kirche hat diesem Gebet stets eine besondere Wirksamkeit zugesprochen. Sie legt die schwersten Anliegen vertrauensvoll in das gemeinsame und beharrliche Beten des Rosenkranzes hinein. In Zeiten, in denen die Christenheit selbst bedroht war, hat dieses Gebet zur Errettung aus Gefahr beigetragen und die Jungfrau vom heiligen Rosenkranz wurde als Mittlerin zum Heil verehrt“ (RvM, 39). Aus dem Kontext wird deutlich, dass der hl. Papst Johannes Paul II. eine solche Prüfung gekommen sieht.
Diese gilt auch für die gesamte Menschheit. „Die Probleme, die die Bühne der Welt zu Beginn dieses neuen Jahrtausends zeigt, bringen uns auf den Gedanken, dass nur ein Eingriff von oben […] auf eine weniger dunkle Zukunft hoffen lässt“ (RvM, 40).
Vor diesem Hintergrund versteht man noch besser, warum die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria in Fatima das tägliche Beten des Rosenkranzes so eindringlich gewünscht hat (vgl. Papst Benedikt XVI., Angelus am 7.10.2007). Diejenige, die diese Bitte aus dem Mund der himmlischen Mutter selbst vernommen hat, lässt keinen Zweifel an dem herausragenden Stellenwert dieses Gebetes. So schreibt Schwester Lucia in ihren Aufzeichnungen, dass sie den Rosenkranz nach dem hl. Messopfer für das Gebet halte, welches Gott am angenehmsten und den Seelen am nützlichsten ist (vgl. Schwester Lucia, Die Aufrufe der Botschaft von Fatima, Nr. 12).
Da die Königin vom heiligen Rosenkranz in Fatima den Triumph ihres Unbefleckten Herzens vorausgesagt hat, erscheint dieses Gebet umso mehr als der sichere Weg zum Sieg. Diesen Gedanken greift der hl. Papst Johannes Paul II. am Schluss des Apostolischen Schreibens auf, wenn er sich die Worte des seligen Bartolo Longo zu eigen macht: „O Rosenkranz, gesegnet von Maria, süße Kette, die uns an Gott bindet, Band der Liebe, das uns mit den Engeln vereint, Turm des Heiles gegen die Angriffe der Hölle, sicherer Hafen im allgemeinen Schiffbruch, dich lassen wir nie mehr los. Du, unsere Stärke in der Stunde des Todes. Dir gilt der letzte Kuss unseres Lebens, wenn wir sterben. Der letzte Gruß unserer Lippen sei dein holder Name, o Königin des Rosenkranzes […]! O gute Mutter, du Zuflucht der Sünder, erhabene Trösterin der Betrübten, sei überall gepriesen, heute und immer im Himmel und auf Erden!“ (RvM, 44).
Pastor Frank Unterhalt
Dieser Beitrag erschien zuerst am 26 Oktober 2018 auf kath.net