„Kindliche Sexualität“ in der Kita-Pädagogik

Openverse, Howard County Library System, „Kindergarten-4299“
Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Gastbeitrag von Hedwig von Beverfoerde

Wer sein Kind heute in eine katholische Kindertagesstätte gibt, sollte sich vorab erkundigen, ob es dort ein „sexualpädagogisches Konzept“ gibt und, wenn ja, wie genau dieses aussieht. Die Zeiten, als nicht nur unter Katholiken Klarheit darüber herrschte, daß kleine Kinder vor Sexuellem zu schützen sind, sind definitiv vorbei. 

Inzwischen sprießen überall im Land in den Kitas auch katholischer Träger „sexualpädagogische Konzepte“ für die Kleinsten wie Pilze aus dem Boden. Und was dort verkündet wird, macht oft fassungslos.

Erstaunte Eltern erfahren, das Kind sei ein „sexuelles Wesen“ und für eine gesunde Entwicklung müsse sich seine „kindliche Sexualität“ ungestört entfalten können. „In der Entwicklung jedes einzelnen Kindes spielt das Interesse am eigenen Körper, das Lustempfinden und altersentsprechende sexuelle Aktivitäten eine große Rolle“ heißt es z.B. in der Einführung des sexualpädagogischen Konzeptes einer katholischen Kita in Krefeld.

Bei einer ebenfalls katholischen Kita in Augsburg ist zu lesen: „Wir erlauben den Kindern, unter Einhaltung von gemeinsam erarbeiteten Regeln und Grenzen, „Doktorspiele“ und bieten ihnen dazu geeignete Rückzugsmöglichkeiten. Wir nehmen die Gefühle und Bedürfnisse der Kinder ernst, respektieren ihren persönlichen Schutzraum und stärken dadurch ihr Selbstwertgefühl. Ein offener Umgang mit diesem Thema fördert eine gesunde sexuelle Entwicklung und kann vor sexualisierter Gewalt schützen.“

Der letzte Punkt lässt aufhorchen. Kann das stimmen? In der Tat präsentieren sich manche dieser Konzepte ausdrücklich als Schutzkonzept, zur Prävention von sexuellem Mißbrauch. Unter dieser Zielsetzung kann jedenfalls am ehesten Widerstand von Eltern gegen diese Sexualpädagogik vermieden werden. Denn wer kann schon gegen Mißbrauchsprävention sein?

Seit 2024 sind in Deutschland Kitas gesetzlich verpflichtet, ein allgemeines Gewaltschutzkonzept vorzulegen, darunter auch gegen sexuellen Mißbrauch. Um diese Lücke zu füllen, bietet z.B. das Institut für Sexualpädagogik (isp) Trägern „professionelle Unterstützung (…) bei der Erstellung und Wirksamkeitsprüfung von Schutzkonzepten an“. Betont wird dabei der „Stellenwert von sexueller Bildung im Rahmen von Schutzbildung“. 
So wird „Mißbrauchsprävention“ zum Einfallstor für „Sexuelle Bildung“ von Kita-Kindern.

Die unter „Sexuelle Bildung“ firmierende Pädagogik des isp steht nach eigener Aussage „in der Tradition emanzipatorischer Sexualpädagogik“ des in den 70er Jahren gefeierten Pädagogik-Papstes Helmut Kentler und basiert auf dessen Grundthesen.

So behauptete Kentler, der von Wilhelm Reich, Sigmund Freud und Alfred C. Kinsey beeinflusst war, Sexualität sei eine von Geburt an zu fördernde Grundfähigkeit, die wie Sprechen oder Laufen durch Übung erlernt werden müsse. Jedes Kind habe ein Recht auf ein eigenes Sexualleben. Bei Sexualität gehe es nicht nur um Fortpflanzung, sondern vor allem um Lust. Eine wesentliche Aufgabe der Sexualerziehung sei es darum, Kindern und Jugendlichen „Begierde und Lust zu ermöglichen“.

Kentler war Pädophilenaktivist und wurde vor zwei Jahren posthum des vielfachen sexuellen Kindesmißbrauchs überführt. Dem Einfluss seiner Pädagogik hat das bis heute keinen Abbruch getan.

Die Sexualpädagogik Kentlers wurde von Uwe Sielert weitergeführt und entwickelt. Über die Gründung des isp und durch intensives Netzwerken gelang es Sielert, die Kentler-Sielert’sche Pädagogikschule monopolartig im gesamten deutschen Sprachraum zu etablieren, und darüber hinaus. Über Sielert und das isp flossen deren Ideen nahezu eins zu eins in die Publikationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und in die Handreichungen der WHO ein.

Kleine Kinder haben von Geburt an ein Nähe- und Zärtlichkeitsbedürfnis durch Körperkontakt. Dieses erwächst aus dem Bedürfnis nach Bindung, das neben der Nahrungsaufnahme das wichtigste Bedürfnis des Kleinkindes ist. Hinzu kommt die kindliche Entdeckungsneugier auf die Welt, also auf alles, was das Kind mit seinen Sinnen erfasst, wozu auch das Körperliche gehört. 

Diese kindlichen Grundbedürfnisse und Verhaltensweisen werden von der Kentler-Sielert-Schule als „sexuelle“ Bedürfnisse und Handeln fehlinterpretiert und damit als Ausdruck des Geschlechtstriebs aufgefasst, der naturgemäß erst mit der Pubertät erwacht. Auf diese mutwillige Fehlinterpretation stützt sich letztlich die ganze These von der angeblichen „kindlichen Sexualität“, das die Sexualpädagogischen Konzepte katholischer Kitas durchzieht und als neuester Stand der Fachwissenschaft verteidigt wird. Allerdings existiert für diese These bis heute kein einziger wissenschaftlicher Beleg. 

2019 wurde Kentlers „Wissenschaft“ im Zuge der Aufarbeitung seines verbrecherischen „Kentler-Experiments“ in einer großen Forschungsarbeit für die Universität Hannover von Teresa Nentwig auf den Prüfstand gestellt. Dabei entlarvte sie seine Promotionsschrift mit den Grundthesen vom „Kind als Sexualwesen“, das ab Säuglingsalter zum „Lernen durch Tun“ ermuntert werden solle, als komplett unwissenschaftlich.

Die Kentler-Sielert-Sexualpädagogik ist im Kern übergriffig und schamverletzend. Sie sexualisiert schon Kleinkinder und ist damit das Gegenteil von Mißbrauchsprävention. Indem sie die natürlichen Schamgrenzen von Kindern einreißt, können diese umso leichter zu Opfern von Missbrauchstätern werden. Es ist ein Skandal, daß diese Pädagogik sich bis heute mit dem Schein einer Wissenschaftlichkeit schmückt, die nie existiert hat, und sie weiterhin unbeanstandet Kinder gefährden und verführen darf.

Daß ausgerechnet katholische Kindertagesstätten und Schulen diese Pädagogik vertreten, die nachweislich auf einen Mißbrauchstäter zurückgeht, ist unerträglich und muss von Seiten der Diözesen unbedingt beendet werden.

Bis es soweit ist, gilt: Liebe Eltern, habt Mut, und sagt nein!

Hedwig v. Beverfoerde
Aktion für Ehe & Familie – DemoFürAlle
www.demofueralle.de
www.elternaktion.de