Das Vorbild des Hl. Pfarrers von Ars

Hl. Pfarrer von Ars
Foto: privat

Was erfordern die Zeichen der heutigen Zeit? Nicht, dass die Kirche sich „neu erfinden“ oder neue Wege gehen muss, sondern dass sie und damit auch und vor allem wir Priester ganz schlicht und einfach, ja demütig, auf der Basis der persönlichen wie auch der institutionellen Umkehr und Buße, auf den Weg, den uns unser HERR selbst gezeigt und uns am Tag seiner Himmelfahrt aufgetragen hat, zurückkehren oder im besten Fall auf diesem Weg weitergehen müssen. Und dies mutig, nämlich auch in dieser Zeit, glaubend, hoffend und liebend:

„Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,19-20a).

Auf der Grundlage der Spiritualität des Hl. Pfarrers von Ars lade ich ein, bei der heute so dringend notwendigen Neu-Evangelisierung mitzuhelfen, die – in der gemeinsamen Sorge um die Mission der Kirche – den Einsatz aller, Priester wie Laien, in und durch unsere Jüngerschaft  erfordert. Dabei begleitet mich auch das berühmte Wort aus dem Mund des hl. Johannes-Maria Vianney:

„Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu.“

In der Spiritualität des hl. Johannes-Maria Vianney Priester zu sein, als Priester diese Spiritualität zu leben, bedeutet zunächst, sich danach zu sehnen, sich auf die Spuren des hl. Pfarres von Ars ,des „Patrons aller Pfarrer der Welt“, zu begeben. Dann bedeutet es weiterhin, diesen geistlichen und pastoralen Spuren nachzugehen, um so den hl. Johannes-Maria Vianney als Vorbild und Modell für das eigene priesterliche Wirken und Leben zu nehmen; es bedeutet aber nicht, ihn zu kopieren.

Priester in der Spiritualität des Hl. Pfarrers von Ars zu sein, lässt sich kurz und knapp so beschreiben:

  1. Priester der Eucharistie,
  2. Priester der Vergebung und der Buße,
  3. Priester des göttlichen Lobes und der Fürbitte,
  4. Priester der Mission

1. Priester der Eucharistie

  • Die tägliche Feier der Heiligen Messe

Die Heilige Messe, also die Vergegenwärtigung des einmaligen Kreuzesopfers unseres Herrn, ist Ursprung, Quelle und Höhepunkt unseres Priestertums.

Als Priester in der Spiritualität des Hl. Pfarrers von Ars versuche ich, bewusst die Heiligung meines persönlichen Lebens für die Heiligung der mir anvertrauten Gläubigen zu leben, wie es uns Johannes-Maria Vianney vorgelebt hat. Er zeigt uns einen Weg auf dem wir versuchen können, immer besser das nachzuahmen, was wir täglich in der Heiligen Messe feiern.

  • Die Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes

        (wenigstens eine Stunde wöchentlich).

Gerade im stillen Verweilen vor dem Allerheiligsten können wir die Nöte der Welt vor den HERRN bringen und SEINE göttliche Gegenwart schon im Hier und Jetzt genießen …

Als Priester in der Spiritualität des Heiligen Pfarrers von Ars nehme ich das ernst, was Johannes-Maria Vianney auf den Tabernakel weisend in ganz wenigen Worten, aber doch allgemeingültig und umfassend so ausgedrückt hat:

„ER ist da!“

Für die mir anvertrauten Menschen, aber auch für mich selbst, öffne ich – womöglich täglich – die Kirche und den Tabernakel, damit „ER uns anschaut und wir IHN anschauen“, wir unsere Seelen von den Sonnenstrahlen seiner göttlichen Liebe und Gegenwart erfüllen, erwärmen und trösten lassen. Meine Gemeinde darf mich als stillen Beter vor dem HERRN sehen und erleben.

2. Priester der Vergebung und der Buße

  • Die zumindest monatliche eigene Beichte.

Der Hl. Pfarrer von Ars war fähig, täglich bis stundenlang  Beichte zu hören und sich so freiwillig zum Gefangenen des Beichtstuhls zu machen, weil er sich seiner eigenen Schwachheit bewußt war und sich sogar gerne vom Amt des Pfarrers zurückgezogen hätte, „um meine Sünden zu beweinen“.

Ja, angesichts der Sünden der Menschen hatte er wie unser HERR Mitleid mit diesen Menschen, die wie Schafe ohne Hirten waren und machte sich so nach dem Vorbild unseres HERRN im Beichtdienst zum Diener, der ihnen die Seele mit dem Wasser der Göttlichen Barmherzigkeit wusch.

Dabei beweinte er oft die Sünden der Anderen, so sehr lag ihm das Heil der Seelen am Herzen!

Wie oft hat der Hl. Pfarrer von Ars den größten Teil der Buße der Beichtenden selbst übernommen …

Als Priester in der Spiritualität des Heiligen Pfarrers von Ars ermögliche ich durch meine eigene regelmäßige Beichtpraxis, Katechesen wie Predigten zur Gewissensbildung und durch (tägliche) Beichtgelegenheiten den Gläubigen die Versöhnung mit dem Barmherzigen Vater.

Gleichzeitig bin ich bereit, stellvertretend in Gebet und Opfern, Buße zu tun für die Sünden der Menschen.

  • Die regelmäßige Verbindung zu einem geistlichen Vater.

Der Heilige Pfarrer von Ars wollte von Kindheit an Hirte sein. Als Erwachsener ist er es auf eine ganz andere Art und Weise als Pfarrer seiner Pfarrei geworden. Der heiligmäßige Pfarrer seiner ersten Vikarsstelle war ihm dafür lebendiges Vorbild. Um den Menschen geistlicher Vater sein zu können, muss der Priester sich selbst kindlich für eine geistliche Begleitung öffnen in allem, was das Forum internum angeht.

Als Priester in der Spiritualität des Heiligen Pfarrers von Ars bin ich bereit, Menschen auf ihrem Glaubensweg zu begleiten und als guter Hirte zum HERRN hinzuführen und mich selbst von einem „Hirten“ begleiten zu lassen.

3. Priester des göttlichen Lobes und der Fürbitte

  • Das aufmerksam als Lob und Fürbitte im Namen der Kirche privat oder öffentlich gefeierte Stundengebet.

Das tägliche Stundengebet ist – wie es ja auch mit einem anderen Begriff treffend genannt wird – Dienst, „Offizium“, also kein unverbindliches Privatvergnügen.

Nicht nur, dass wir es bei unserer Priesterweihe unserem Bischof versprochen haben …

Bekommen wir denn nicht eigentlich unser monatliches Gehalt gerade dafür, dass wir, anstatt einen Teil unserer täglichen Zeit mit dem Verdienen unseres Lebensunterhaltes verbringen zu müssen, diese Zeit nützen können für Lobpreis, Dankgebet und Bitten im Angesichte Gottes ???

Als Priester in der Spiritualität des Heiligen Pfarrers von Ars können mich Menschen, die ihren/einen Priester suchen, nicht zuerst bei Konferenzen oder Sitzungen, sondern ohne Voranmeldung betend in der Kirche finden, und danach in der „Schule“, bei den Kranken, Einsamen und Armen. Mein Stundengebet feiere ich zum Teil in der Kirche, offen und einladend für die Gläubigen. Wo möglich, erhalten die Gläubigen die Gelegenheit, Priester auch beim gemeinsamen Gebet zu erleben und daran teilzunehmen.

  • Das tägliche innere Gebet als selbstverständlicher und unverzichtbarer, vorrangiger Teil des Tageslaufs.

Der Heilige Pfarrer von Ars holte sich die Kraft für seinen kräftezehrenden pastoralen Dienst im langen knienden Gebet vor dem Tabernakel schon frühmorgens in seiner Pfarrkirche … Beeindruckend, wenn man im Pfarrhaus von Ars vor der „Tagesuhr“ mit dem alltäglichen Programm des Heiligen Pfarrers steht und die Anzahl der Stunden des Gebetes mit den Stunden der pastoralen Arbeit sowie den Stunden der Erholung vergleicht.

Als Priester in der Spiritualität des Heiligen Pfarrers von Ars geht meinem pastoralen Wirken das verweilende Gebet voraus, begleitet das Gebet mein Tagesprogramm und fließt mein Tun wieder in meine Gebetsanliegen ein.

Meine Gemeinde weiß davon und kann dabei sein.

  • Das tägliche marianische Gebet.

Maria war nach eigener Aussage für Johannes-Maria Vianney: „meine erste Liebe“. Das kindliche Vertrauen in die Hilfe und die Fürsprache der Muttergottes behielt der Pfarrer von Ars ein Leben lang. Für ihn war die Muttergottes die „Pförtnerin“ des Himmels.

Als Priester in der Spiritualität des Heiligen Pfarrers von Ars nehme ich Maria als meine (himmlische) Mutter an wie es unser HERR am Kreuz gewollt hat: „Sohn, siehe da, Deine Mutter!“ Durch meine tägliche Hinwendung zur Muttergottes lass ich mich – zum Beispiel durch das Rosenkranzgebet – von ihr auf Jesus hin ausrichten: „Was ER Euch sagt, das tut!“

Dort, wo ich als Priester wirke, versuche ich, diese Liebe zur Muttergottes durch entsprechende Andachtsformen zu fördern.

  • Das Zurückziehen zu jährlichen Exerzitien.

Der Pfarrer von Ars zog sich selbst immer wieder an spirituelle Orte, besonders gerne an Marienwallfahrtsorte zurück, um dort in Stille und Gebet seine Anliegen und die Sorgen seiner Pfarrei vor Gott zu bringen und zu bedenken.

Als Priester in der Spiritualität des Heiligen Pfarrers von Ars nehme ich mir die Zeit, mich aus den notwendigen pastoralen Aktivitäten an einen geistlichen Ort der Stille zurückzuziehen, wie es auch unser HERR mit Seinen Aposteln getan hat.

4. Priester der Mission

  • Das persönliche Studium der Quellen der Theologie.

Die Bibliothek im Zimmer des Pfarrers von Ars war nicht zur Zierde da, sondern wurde von ihm intensiv genutzt, um seine Predigten und Katechesen gewissenhaft vorzubereiten …

Durch das persönliche – wie auch mit anderen Priestern gemeinsame – Studium der kirchlichen Texte begegne ich  am besten der Gefahr – die ja gerade bei der Predigt besteht – , dass ich mich nicht vom Heiligen Geist leiten lasse, sondern vielmehr vom „eigenen Vogel“, den ich vielleicht sogar für den Heiligen Geist halte. Gegen den persönlichen Subjektivismus hilft mir als Priester immer noch neben dem vorbereitenden und begleitenden Gebet und der Kenntnis der Heiligen Schrift der Objektivismus der kirchlichen Lehre.

Als Priester in der Spiritualität des Heiligen Pfarrers von Ars trage ich Sorge für die  Neu-Evangelisierung der Welt. Die persönliche Weiterbildung auf der Grundlage der großen Texte des kirchlichen Lehramtes nimmt dabei einen wichtigen Platz ein.

  • Die Teilnahme am Leben einer lokalen, diözesanen oder regionalen Fraternität.

Die Priester stellen darüber hinaus den Dienst an den „Einfachen“ und „Kleinen“ in den Pfarreien und Orten sicher. Nicht Ideologien oder Strukturen, sondern die Seelennöte der Menschen stehen im Fokus des pastoralen Wirkens.

Aufmerksam gegenüber dem Leben und den Sorgen der den Priestern anvertrauten Menschen, können wir wie der Hl. Pfarrer von Ars den gerade in unserer Zeit notwendigen apostolischen Geist aus dem inneren Leben entzünden, wachsen lassen und stärken, genährt aus den Sakramenten der  Eucharistie und der Beichte, im Hören auf das Wort Gottes und unter dem Schutz der allzeit seligen Gottesmutter und Jungfrau Maria, die ja die Mutter der Kirche ist, wie es ja das Zweite Vatikanische Konzil im Dokument über die Kirche in der Welt von heute, „Gaudium et Spes“, im abschließenden Kapitel definiert hat.

Als Mittel für eine bessere Fruchtbarkeit unseres pastoralen Wirkens im Dienst einer uns vom jeweiligen Bischof anvertrauten Mission erweist sich immer wieder eine „Fraternität des gemeinsamen Lebens“ als sehr nützlich – wenn deren Grundlage nicht eine persönliche Freundschaft oder gegenseitige Sympathie zwischen den beteiligten Priestern bildet, sondern die gemeinsame Spiritualität. So kann man einen gemeinsamen pastoralen Auftrag in einer Fraternität des gemeinsamen Lebens verwirklichen.

Die Spiritualität des Hl. Pfarrers von Ars verbindet so Priester ganz unterschiedlicher Charaktere und verschiedenster Charismen zu einer Einheit, die – ganz besonders durch ein gemeinschaftliches Leben – sichtbar und segensreich wirkt:

Die Elemente des gemeinsamen Lebens werden so zum Zeugnis und zur Stärkung für alle Menschen: Priester im gemeinsamen Gebet, in der gemeinsamen (stillen) Anbetung des Eucharistischen HERRN, im brüderlichen Zusammenleben während eines Teiles ihrer Zeit, in einer unaufdringlichen und bescheidenen Selbstverständlichkeit.