Gender, sexuelle Vielfalt, Kinderrechte – Familie unter Beschuss

Gastbeitrag von Hedwig v. Beverfoerde

Demo für Alle – Archivbild
Foto: © Peter Winnemöller – Alle Rechte vorbehalten

Können Sie sich eine Zukunft vorstellen, in der Kinder nicht mehr (zu) ihren Eltern gehören, sondern Kinder der Gesellschaft wären? Anfang August erschien auf ZEIT ONLINE ein längerer Artikel, der genau dieses Zukunftsmodell vorstellte. Der Titel: „Die elternlose Gesellschaft„. Der Autor Lukas Hermsmeier zeigt sich darin sehr angetan von der Idee, die Familie einfach abzuschaffen. Genau dies sei unter dem Stichwort „Family abolition“ vor allem in der englischsprachigen linken akademischen Szene inzwischen eine selbstverständliche Forderung. Als wichtigen Auslöser der Debatte stellt er dann das neueste Buch der queer-feministischen Theoretikerin Sophie Lewis mit dem Titel „Full Surrogacy Now: Feminism Against Family“ vor.

Er schreibt: „Lewis skizziert in ihrem Buch eine Welt, in der die bis dato neokolonial-ausbeutende Praxis der Leihelternschaft obsolet würde, weil wir alle Leiheltern würden; eine Welt, in der Kinder niemandem mehr gehörten und sich deshalb auch keine Gebärmütter mehr geliehen werden müssten. Lewis stellt sich vor, wie es wäre, wenn wir Familien nicht mehr bräuchten, weil die Gesellschaft ausreichend Fürsorge und Nähe spendete, sie schreibt von ‚Polymutterschaften‘ und ‚Schwangerschaftskommunismus‘. Und ihre Hauptforderung lautet: ‚Wir müssen Wege finden, um der Exklusivität und Vormachtstellung ‚biologischer‘ Eltern im Leben von Kindern entgegenzuwirken.‘“

Ein schockierend totalitäres Progamm! Eltern, die von Natur aus zur Pflege und Erziehung ihrer Kinder bestellt sind (s. Art. 6 Grundgesetz), soll also das Erziehungsrecht genommen und die Familie marginalisiert und abgeschafft werden. Die Idee ist nicht neu. Neu ist allerdings die Offenheit und eiskalte Unverfrorenheit, mit der in globalen Zirkeln angeblich wissenschaftlicher Intellektuellen-Eliten im Westen Gedankenexperimente zur „Produktion“ und kollektiven Aufzucht von Kindern durchgeführt werden. Offenbar wähnt man sich kurz vor Vollendung der Schönen Neuen Welt. Kein Wunder, denn in den letzten Jahren sind mit Hochdruck familienfeindliche Ideologien aufgepumpt und im Top-Down-Prinzip über UN, EU etc. in zahlreichen Ländern fest implementiert worden, besonders gründlich in Deutschland.

Die Gender-Ideologie

Daß Gender Mainstreaming reichlich „gaga“ ist, hat sich inzwischen weit herumgesprochen. So versuchte neulich eine offenbar genderverwirrte Anwältin ihre neunjährige Tochter in den Berliner Knabenchor einzuklagen – und scheiterte. Aber „Gender“ ist weit mehr: Es ist eine hochaggressive und zerstörerische Ideologie. Denn die Gender-Ideologie zielt keineswegs auf Gleichberechtigung von Mann und Frau und auch nicht auf deren Gleichstellung, sondern auf die Zerstörung der Kategorie Geschlecht. Die Gender-Theorie behauptet, das Geschlecht sei nur ein soziales Konstrukt, das man beliebig wählen und eben auch dekonstruieren könne. Die Berliner Gender-Professorin (ProfessorX) Lann Hornscheidt forderte vor kurzem in einem Tagesspiegel-Interview sogar die komplette Abschaffung von „Gender“, weil man durch diesen Begriff immer noch in geschlechtlichen Kategorien denken würde, was ihrer Meinung nach überholt sei.

Die Abschaffung der Geschlechter richtet sich also direkt gegen die Wurzel und gottgewollte Grundbedingung des Menschseins an sich. Denn der Mensch ist als Mann-Mensch und Frau-Mensch erschaffen. Ein Drittes gibt es nicht. Genau aus dieser Zweisamkeit von Mann und Frau entsteht das neue Leben, das Kind. Die Zweisamkeit ist Grundbedingung jeden Menschenlebens. 

Diese Bedingtheit wird bis aufs Messer bekämpft, und zwar unter allerlei Vorwänden, insbesondere unter dem Lieblingsvorwand tatsächlicher oder angeblicher Diskriminierung. Es geht – siehe oben – um eine revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft. Ein Mittel dazu ist die Zerstörung der „traditionellen Geschlechterrollen“, insbesondere durch die Sprache. Dieser wird Gewalt angetan durch Einfügung von *, x, Unterstrich, Binnen-I, etc, sowie durch die Ächtung von Begriffen unserer Kultursprache und Wortumbenennungen, wie „Studierende“.

Alle Revolutionäre wissen, wo anzusetzen ist – nämlich bei den Kindern. Entsprechend ist die Gender-Ideologie nicht nur fester Bestandteil der pädagogischen Ausbildung von Lehrern und Erziehern, sondern sie greift über schulische Lehr- und Bildungspläne auch direkt unsere Kinder an. Und hier wird es richtig gefährlich. Denn in der Kindheit wird die Grundlage für die weitere Entwicklung zu einer – so ist zu hoffen – reifen, gefestigten und verantwortungsbewussten Persönlichkeit gelegt. In dieser sensiblen Phase brauchen Kinder Vorbilder und sie brauchen Bestätigung und Bestärkung ihrer Persönlichkeit, ihres Ichs und ihrer Identität, auch ihrer geschlechtlichen Identität. Dabei ist es völlig normal, wenn sich kleine Kinder im Spiel mit den beiden Geschlechtern beschäftigen, dass sich beispielsweise ein Junge einmal als Mädchen verkleidet oder umgekehrt.

Anstatt aber die Kinder in ihrem natürlichen Geschlecht zu bestätigen, wird seitens der Pädagogik derlei unschuldiges Rollenspiel inzwischen zu Transsexualität umgedeutet. Transgender wird zur Normalität einer angeblichen „sexuellen Vielfalt“ verklärt. Frühkindliche Verunsicherung und Verwirrung über das Geschlecht, schon beim Kindergartenkind und bei dessen Eltern, sind die Folgen. Die Konsequenz ist eine massive Zunahme der Kinder und Jugendlichen, die glauben, im falschen Körper geboren worden zu sein. Im Interview mit dem SPIEGEL erklärte im Januar 2019 der Kinderpsychiater Alexander Korte, er habe mittlerweile zwei minderjährige Patienten pro Woche in der Praxis, die ihr Geschlecht wechseln wollten. Und die Zahl der Anfragen liege noch deutlich höher.

Zur Vorbereitung einer möglichen späteren Geschlechtsumwandlung nehmen viele dieser Kinder und Jugendlichen Hormone bzw. Hormonblocker. Dies kann zu irreversiblen Schäden in der geschlechtlichen Entwicklung des Kindes führen. Der Kinderpsychiater Korte, der die Einnahme dieser sogenannten Pubertätsblocker für unverantwortlich hält, sagt: „Eine pubertätsblockierende Behandlung, die von den Befürwortern als medizinisch unbedenklich dargestellt wird, forciert nach den bisherigen Erfahrungen möglicherweise eine transsexuelle Entwicklung und verstellt zugleich andere, alternative Entwicklungswege. Sie verhindert eine prinzipiell mögliche Aussöhnung mit dem Geburtsgeschlecht.“

„Sexuelle Vielfalt“

Gemäß dem Gender-Dogma, das Geschlecht sei nur ein soziales Konstrukt, wird nun das Kind in KiTa und Schule mit einer Vielfalt an sexuellen Orientierungen und Geschlechtern konfrontiert, die es ausprobieren kann und soll. „Vielfalt“ klingt positiv, harmlos und nett. Die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ ist aber nicht harmlos. Sie hat eine überaus problematische Vorgeschichte, ihre Ziele sind intransparent und ihre Praktiken äußerst fragwürdig. Denn: Die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ ist sowohl geschichtlich als auch in ihrem pädagogischen Ansatz pädophil kompromittiert.

Vorläufer der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ war die sogenannte „emanzipatorische Sexualpädagogik“. Deren Begründer war Helmut Kentler – der wahrscheinlich bedeutendste Pädophilenaktivist der Bundesrepublik in den siebziger Jahren. Helmut Kentler operierte in einem pädosexuellen Netzwerk, das bis zur Odenwaldschule, zu pro familia und zum Kinderschutzbund reichte. Er versuchte unter anderem die Forderung nach Abschaffung der Strafrechtsparagrafen 174 (sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen) und 176 (sexueller Missbrauch von Kindern) in der Politik durchzusetzen. In Berlin hat er mit finanzieller Unterstützung des Senats obdachlose männliche Jugendliche gezielt in die Obhut verurteilter pädophiler Männer geschickt, von denen sie dann sexuell missbraucht wurden. Kentlers unheilvolles Wirken wird inzwischen in Studien zur pädophilen Verstrickung der Grünen Partei und der Berliner Senatsverwaltung wissenschaftlich aufgearbeitet. Völlig unbeschadet dessen erfreut sich jedoch Kentlers Sexualpädagogik großflächiger Verbreitung.

Kentlers Meisterschüler heißt Uwe Sielert. Die beiden waren befreundet. Prof. Sielert war Mitbegründer des heute führenden Instituts für Sexualpädagogik Dortmund und arbeitete von 1989 bis 1992 bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) in Köln. Er beruft sich noch heute ganz offiziell auf Kentlers emanzipatorische Sexualpädagogik. Sielert nennt in seinen Aufsätzen als wünschenswerte Ziele sexualpädagogischer Arbeit ein aktives Eintreten für die „Vielfalt der sexuellen Orientierung“, das heißt für andere als heterosexuelle Orientierungen, sowie die völlige Dekonstruktion, das heißt die Totalvermeidung einer eindeutigen Geschlechtsidentitätszuordnung. Heterosexualität, Kernfamilie und Generativität, also die Altersgrenzen zwischen den Generationen, will Sielert „entnaturalisieren“. Er behauptet, wenn Pädagogik den Schülern auf irgendeine Weise nahelege, heterosexuell und in Kernfamilien mit leiblichen Kindern zu leben, könne dies eventuell deren Möglichkeit zur selbstbestimmten Lebensführung einschränken.

In der Praxis führt das zu „Unterrichtseinheiten“ wie gegenseitigem Massieren zehnjähriger Kinder, der Inszenierung erotischer Musikstücke unter dem Titel „Galaktischer Sex“, der Planung eines „Puffs für alle“ oder zu Theaterstücken mit homosexuellen Paaren. Es ist offensichtlich, dass diese Unterrichtsmethoden weit in die Intimsphäre des Kindes eindringen und sein Schamgefühl verletzen. Bei näherer Betrachtung dürfte so manche Methode der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ den Straftatbestand des sexuellen Missbrauches von Kindern erfüllen, siehe §176, Artikel 4.3 des Strafgesetzbuches.

Trotzdem besitzen Eltern kaum Möglichkeiten, ihre Kinder vor diesen Gefahren zu schützen, denn durch die Schulpflicht in Deutschland dürfen sie ihre Kinder nicht aus diesen Unterrichtseinheiten herausnehmen. Hinzu kommt, dass Sexualaufklärung sehr häufig von externen Anbietern, ohne Anwesenheit der Lehrkraft, durchgeführt wird. Nicht selten erfahren Eltern erst danach von den konkreten Inhalten oder gar nicht. Aus aktuellen Fällen wissen wir, dass Kinder sogar verpflichtet wurden, über das, was in diesem „Unterricht“ gemacht und besprochen wurde, zu schweigen.

Eltern haben jedoch ein natürliches Recht darauf, ihre Kinder nach ihren Werten und weltanschaulichen oder religiösen Vorstellungen zu erziehen. Das Grundgesetz garantiert Eltern in Artikel 6, Absatz 2 dieses Recht: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.“ Die verbreitete Sexualisierung und ideologische Indoktrination der Kinder in Schulen und KiTas steht dazu im krassen Widerspruch und ist ein wachsender Skandal!

„Kinderrechte“

Und es kommt noch schlimmer: Noch in diesem Jahr droht der uralter Traum der politischen Linken Wirklichkeit zu werden, sogenannte „Kinderrechte“ ins Grundgesetz aufzunehmen. Dies wurde im Koalitionsvertrag von CDU/CSU/SPD festgeschrieben und wäre der finale Schlag gegen das Elternrecht. Der Staat könnte dann unter dem Deckmantel der „Kinderrechte“ ganz offiziell Maßnahmen auch gegen den Willen von Eltern anordnen, zum Beispiel den Krippen- und Kindergartenbesuch für alle verpflichtend machen oder bestimmte medizinische Behandlungen vorschreiben, und vieles andere mehr. Daß „Kinderrechte“ – die doch so freundlich und positiv daherkommen – im Grundgesetz nicht nur überflüssig, sondern vielmehr für Kinder und Eltern brandgefährlich sind, bestätigt eine Vielzahl von Verfassungs- und Staatsrechtlern, wie Gregor Kirchhof, Reinhard Wiesner, Andreas Haratsch, Christian Hillgruber und Arnd Uhle in  wissenschaftlichen Gutachten. Auch CDU und CSU waren bis zum Beginn dieser Legislaturperiode immer entschiedene Gegner einer solchen Veränderung des Grundgesetzes. Erschreckenderweise war es dann die CSU, auf deren Initiative „Kinderrechte“ in den aktuellen Koalitionsvertrag von Union und SPD kamen.

DemoFürAlle hat dazu ein 3-minütiges Erklärvideo produziert. Wir sind fest entschlossen, diesen Angriff auf das Elternrecht abwehren und rufen dazu auf, die Bundestagsabgeordneten des eigenen Wahlkreises zu kontaktieren und sie dazu zu bewegen, gegen die Aufnahme der „Kinderrechte“ ins Grundgesetz zu stimmen, wenn der Gesetzesentwurf der Bundesregierung ins Parlament kommt. Viele Bürger haben sich schon daran beteiligt und positive Rückmeldungen von Abgeordneten aus CDU, CSU, FDP und AfD erhalten. Es zeigt sich, daß Anrufe oder Besuche bei Bundestagsabgeordneten wirken. Aber viele sind auch noch unentschlossen und warten ab. Letzten Endes wird es also von unserem Einsatz als Bürger abhängen, ob wir es schaffen, das Elternrecht zu bewahren und das Wohl und die Freiheit der Familie zu verteidigen.

Hedwig v. Beverfoerde ist Sprecherin des Aktionsbündnis für Ehe & Familie – DemoFürAlle