Ein verworrenes Bild

Die Bischofssynode und das ganze Drumherum macht auf mich einen sehr verworrenen Eindruck. Was spielt sich wirklich dabei und hinter den Kulissen ab? Noch mehr Sorge aber macht mir das Danach. Wie wird Franziskus entscheiden? Da kommt eine fürchterliche Katastrophe auf uns zu, unausweichlich und unabwendbar; nur das Wie ist noch fraglich.

Mit welchen Möglichkeiten müssen wir rechnen?

1. Möglichkeit: Franziskus macht sich die Meinung von Kardinal Kasper und der Mehrheit der deutschen Bischöfe zu eigen, also Zulassung zur Kommunion für Geschiedene und Wiederverheiratete unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen. Dann aber:
a) sind zwei Päpste bis auf die Knochen blamiert – der eine lebt noch, der andere wurde heiliggesprochen;
b) sind alle Priester blamiert, die sich bisher an die Regeln und die Verkündigung der Kirche gehalten haben;
c) sind alle Paare blamiert, die – als Geschiedene und Wiederverheiratete – im Gehorsam gegenüber der Kirche auf die Kommunion verzichtet haben;
d) ist das Lehramt praktisch abgeschafft, jedenfalls kann es dann nicht mehr verbindlich sprechen;
e) gerät der Glaube der Kirche insgesamt ins Wackeln, denn wenn in der einen wichtigen Sache der Glaube der Kirche verändert werden kann, dann auch in anderen (z.B. in der Frage der Abtreibung);
f) entsteht der Eindruck, dass derjenige, der sich an den Regeln und der Verkündigung der Kirche orientiert, der Dumme ist.

2. Möglichkeit: Franziskus sagt „nein“ und hält sich an die Tradition und die Lehre der Kirche, wie sie bisher gegolten hat. Dann aber:
a) bricht – zumindest hier in Deutschland – ein Kirchenchaos aus;
b) wird der Medienmob toben;
c) wird das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken eine Art Veitstanz aufführen und die Revolution proben;
d) werden die deutschen Bischöfe zum großen Teil zunächst auf Tauchstation gehen („Tut uns nichts; wir können ja nicht dafür.“) und dann eine Art von „Königsteiner Erklärung“ produzieren, wie 1968 zu „Humanae Vitae“;
e) wird das Ansehen von Franziskus auf der Skala von einem hohen Plus bis weit ins Negative rutschen;
f) droht uns letztendlich eine Kirchenspaltung.
Denn die Erwartungen an Franziskus sind mit den Jahren so hochgeschossen und so hochgepuscht worden, dass ein Nein, von ihm verbindlich ausgesprochen, nicht akzeptiert wird. Schuld daran ist – neben einigen Bischöfen und dem ZDK – auch Franziskus selbst, der mit mehrdeutigen Sätzen und Botschaften die Spekulationen kräftig angeheizt gefördert hat und dabei (in meinen Augen) alles andere als ein Petrus = Fels war.
Das sind die Fakten! Eine von den beiden Möglichkeiten wird unausweichlich passieren. Es gibt nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und deshalb habe ich große Angst und Sorge.
Was können wir tun? Außer Beten im Grunde gar nichts. Möge der Herr der Kirche uns gnädig sein!

Pfarrer Manfred Rauterkus