Das Debakel der Frankfurter Versammlung

Bild: DBK

Bei der wie ein desorientierter Parteitag wirkenden Konferenz in der Mainmetropole vom 9. bis 11. März 2023 hat der häretische Absturz der synodalen „Funktionär*innen“ auf der nach unten offenen Skala seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht.
Ideologie dominierte anstelle von Theologie.
Es ging um Mehrheit, nicht um Wahrheit.

Schon die personelle Konstellation des Podiums gab der Veranstaltung ihren unverwechselbaren Rahmen. In privilegierter Position sahen sich der DBK-Vorsitzende Bätzing und die ZDK-Präsidentin Stetter-Karp.
Die Mitbegründerin des Vereins „Donum Vitae“ hatte ihre desaströse Einstellung bezüglich der Würde des menschlichen Lebens bereits eindeutig geäußert, als sie in der Beilage „Christ & Welt“ der Wochenzeitung „Die Zeit“ forderte, „sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird“.[1]

Bätzing wiederum hatte selbst unverkennbar gezeigt, was er unter „Synodalität“ versteht. Nachdem bei der vierten Synodalversammlung im September 2022 der Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“ abgelehnt worden war, hatte er Folgendes angekündigt: „Für mich persönlich besteht die Verpflichtung, diesen Text meinen synodalen Gremien vorzulegen zur Beratung und Entscheidung, und ihn im Bistum Limburg Wirklichkeit werden zu lassen.“[2]
Hinzu kam, dass er schon im Mai 2022 die „Leitlinien Sexualpädagogische Kompetenz in der Pastoral/ in kirchlichen Handlungsfeldern“ in seinem Bistum zur Umsetzung freigegeben hatte.[3]

Und im Protokoll der vierten Synodalversammlung musste man eingestehen: „Auf Antrag wird eine weitere Aussprache zur aktuellen Situation eröffnet. In deren Verlauf werden zahlreiche Klagen über die entstandene Situation und nochmals heftige Vorwürfe gegenüber den Bischöfen vorgebracht, die dem Text die Zustimmung verweigert haben.“[4]
Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten und Druck auszuüben gegen Abweichler von den vorgegebenen Zielen.

Bei der jüngst abgelaufenen fünften Synodalversammlung beschwor Bätzing seine bischöflichen Mitbrüder: „Es gibt auch die Möglichkeit der Enthaltung, um einen Text zu ermöglichen“.[5] Die zugrunde liegende Strategie dabei war, dass Enthaltungen „wie nicht abgegebene Stimmen angesehen wurden und somit letztlich wertlos waren“.[6]
Abstimmung als Nebelkerze.

Übrigens hatte niemand dem bekennenden Merkel-Verehrer[7] aus Limburg erklärt, dass der aus dem Griechischen kommende Terminus „Synode“ (σύνοδος) wörtlich übersetzt bereits „Gemeinsamer Weg“ heißt. Nun saß der Vorsitzende wieder auf dem Podium unter dem bunten Logo des sinnfreien Begriffskonstruktes „Der Synodale Weg“.
Dieser sprachliche Nonsens war jedoch einmal mehr ein passender Fingerzeig zum inhaltlichen Niveau der gegenderten Frankfurter Veranstaltung.

Die selbsternannten „Reformatoren“ haben – wie zu erwarten war – das sechste Gebot Gottes faktisch abgeschafft und mit ihrem Antrag sogar homosexuellen Verbindungen eine liturgische Würdigung und Benediktion eröffnet. So heißt es im Handlungstext „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“ wörtlich folgendermaßen: „Die Synodalversammlung empfiehlt der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, […] zeitnah angemessene liturgische Feiern zu entwickeln und einzuführen. […] Diese Handreichung umfasst Formularvorschläge für Segensfeiern für verschiedene Paarsituationen (Wiederverheiratete, gleichgeschlechtliche Paare, Paare nach ziviler Eheschließung)“.[8]
Das Abstimmungsverhalten war katastrophal. Nur neun der insgesamt 61 bischöflichen Teilnehmer haben dagegen votiert, während sich volle 39 für die Zustimmung erwärmen konnten.[9]

Im Handlungstext „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“ wurden das Proprium der Schöpfungsordnung und die biblisch begründete Zweigeschlechtlichkeit dezidiert abgelehnt: „Die Anerkennung der Vielfalt menschlicher Existenzweisen und Geschlechtsidentitäten gehört zu einem glaubwürdigen Bekenntnis zum Schutz dieser Würde und muss das oberste handlungsleitende Gebot für die Kirche“ sein.[10]
Des Weiteren heißt es im selben Papier: „Auf pastoraler Ebene ist eine von Akzeptanz geprägte geistliche Begleitung für trans- und intergeschlechtliche Gläubige zu gewährleisten. Dazu sind nach Möglichkeit in allen (Erz-)Diözesen LSBTI*-Beauftragte einzusetzen.“[11]
Gefordert wurde darüber hinaus, dass „der Zugang zu den kirchlichen Weiheämtern […] auch für inter- und transgeschlechtliche Getaufte und Gefirmte“ im Einzelfall zu prüfen sei.[12]
Hier sahen sich ganze sieben Bischöfe in der Lage, mit „Nein“ zu stimmen. 39 episkopale Amtsbrüder hingegen fanden den Inhalt offensichtlich klasse.[13]

Außerdem konnte für die synodalen „Funktionär*innen“ ein anderes Thema unmöglich fehlen. So lautete ein nächster Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“. Auch hier wurden das eindeutige Zeugnis der Heiligen Schrift und das Lehramt der Katholischen Kirche wie selbstverständlich ausgeblendet. Vielmehr liest man in jenem Scriptum: „Wir legen daher der Synodalversammlung ein Votum zum sakramentalen Diakonat der Frau und ein Votum zum Umgang mit der Debatte um den Zugang von Frauen zum gesamten sakramentalen Amt vor.“[14]
Davon zeigten sich 42 Bischöfe angetan – nur zehn waren fähig, den Vorstoß abzulehnen.[15]

Angesichts der mehrtägigen Aufführung in Hessen wird nun gewiss die Beobachter der Szenerie interessieren, wie sich die Amtsinhaber des eigenen Bistums positioniert haben.
Der ehemalige Erzbischof Becker hatte den Paderbornern seinen Erkenntnisstand mitgegeben, dass er den Synodalen Weg mit seinen bekannten Forderungen für „alternativlos“[16] halte.
Ganz auf dieser Linie lag das Abstimmungsverhalten der gegenwärtigen Entscheidungsträger. Bei allen drei oben aufgeführten häretischen Texten haben Diözesanadministrator Bredeck sowie die Weihbischöfe Meier und Holtkotte ihre Zustimmung erteilt. Weihbischof König hat im erstgenannten Bereich gar nicht votiert und sich in den beiden anderen enthalten.[17]

Welcher Gesamtblick auf die Lage in Deutschland bleibt nun am Ende?
Bei der inhaltlichen Implosion der Frankfurter Veranstaltung sind alle Masken – sollte es solche noch gegeben haben – definitiv gefallen.
Zutage trat ein innerlich verwesendes Synodalgebilde, das äußerlich durch die kirchensteuerliche Zwangsabgabe künstlich aufrechterhalten wird.
Den Quell des Lebens, den Herrn der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, hat man mit den erstellten Dokumenten in großer Mehrheit verlassen, indem man geoffenbarte Glaubenswahrheiten offiziell abwies, die in der Heiligen Schrift und im Lehramt fest verankert sind.
Die Folgen werden immens sein – in Zeit und Ewigkeit.

In Sollemnitate Sancti Ioseph 2023

Priesterkreis Communio veritatis

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[1] Die Tagespost, „‚Maria 1.0‘ fordert Rücktritt von ZdK-Präsidentin Stetter-Karp“, 18. Juli 2022, in: die-tagespost.de/politik/maria-10-fordert-ruecktritt-von-zdk-praesidentin-stetter-karp-art-230515; abgerufen am 20. März 2023.
[2] Die Tagespost, „Bätzing kündigt Alleingang in seinem Bistum an“, 9. September 2022, in: die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/baetzing-kuendigt-alleingang-in-seinem-bistum-an-art-232057; abgerufen am 20. März 2023.
[3] Vgl. Bistum Limburg, „Sexualpädagogische Kompetenz stärken und Sprachfähigkeit fördern“, 13. Oktober 2022, in: gegen-missbrauch.bistumlimburg.de/beitrag/sexualpaedagogische-kompetenz-staerken-und-sprachfaehigkeit-foerdern/; abgerufen am 20. März 2023.
[4] Der Synodale Weg, Protokoll der vierten Synodalversammlung, 8.–10. September 2022, Frankfurt, S. 7, in: synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/SV-IV-Protokoll-Internet.pdf; abgerufen am 20. März 2023.
[5] Ludwig Ring-Eifel, „Synodaler Weg: Bischöfe ermöglichen durch Enthaltung Reformbeschlüsse“, 11. März 2023, in: kathpress.at/goto/meldung/2243998/synodaler-weg-bischoefe-ermoeglichen-durch-enthaltung-reformbeschluesse; abgerufen am 17. März 2023.
[6] Martin Bürger, „Wie haben die Bischöfe beim Synodalen Weg abgestimmt?“, 13. März 2023, in: de.catholicnewsagency.com/news/12780/wie-haben-die-bischofe-beim-synodalen-weg-abgestimmt; abgerufen am 20. März 2023.
[7] Vgl. Bunte, Exklusiv-Interview mit Bischof Bätzing, 3. März 2022.
[8] Der Synodale Weg, „SVV.9: Synodalforum IV – Handlungstext ‚Segensfeiern für Paare, die sich lieben‘ – Zweite Lesung“, S. 2, in: synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-V/beschluesse/T9NEU2_SVV_9_Synodalforum_IV-Handlungstext_Segensfeiern-fuer_Paare_die_sich_lieben_Les2.pdf; abgerufen am 20. März 2023.
[9] Vgl. ebd., „Antrag Top 6.1: Handlungstext ‚Segensfeiern für Paare, die sich lieben‘“, in: synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-V/abstimmungsprotokolle/SV-V_2023-03-10_TOP-6.1-Namentliche-Abstimmung-Schlussabstimmung.pdf; abgerufen am 20. März 2023.
[10] Ebd., „SVV.10: Synodalforum IV – Handlungstext ‚Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt‘ – Zweite Lesung“, S. 7, in: synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-V/beschluesse/T10NEU_SVV_10_Synodalforum_IV_-_Handlungstext_Umgang_mit_geschlechtlicher_Vielfalt_-_Zweite_Lesung.pdf; abgerufen am 20. März 2023.
[11] Ebd., S. 4.
[12] Ebd., S. 5–6.
[13] Vgl. ebd., „Antrag Top 6.2: Handlungstext ‚Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt‘“, in: synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-V/abstimmungsprotokolle/SV-V_TOP-6.2-Abstimmungsprotokoll-Schlussabstimmung-namentlich-alle.pdf; abgerufen am 20. März 2023.
[14] Ebd., „SVV.6: Synodalforum III – Handlungstext ‚Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch‘ – Zweite Lesung“, S. 2, in: synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-V/beschluesse/T6NEU_SVV_6_Synodalforum_III_-_Handlungstext_Frauen_in_sakramentalen_Aemtern_Les2.pdf; abgerufen am 20. März 2023.
[15] Vgl. ebd., „Antrag Top 5.1-: Handlungstext ‚Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch‘ – Namentliches Abstimmverhalten“, in: synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-V/abstimmungsprotokolle/SV-V_TOP_5.1-Namentliches-Abstimmverhalten-Bischoefe.pdf; abgerufen am 17. März 2023.
[16] Vgl. Erzbistum Paderborn, Pressemeldung „Vertrauensvoller Austausch über drängende Themen“, 16. Juli 2021, in: erzbistum-paderborn.de/news/vertrauensvoller-austausch-ueber-draengende-themen/; abgerufen am 20. März 2023.
[17] Vgl. Der Synodale Weg, „Antrag Top 6.1: Handlungstext ‚Segensfeiern für Paare, die sich lieben‘“, a.a.O.; vgl. ebd., „Antrag Top 6.2: Handlungstext ‚Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt‘“, a.a.O.; vgl. ebd., „Antrag Top 5.1-: Handlungstext ‚Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch‘ – Namentliches Abstimmverhalten“, a.a.O.