Antwort auf ein wirklich befremdliches Interview

Titel des CIC
Foto: privat

Zum Interview mit Prof. Dr. Haslinger unter dem Titel „In hohem Maße befremdlich“ (Der Dom, Nr. 31, 2020) möchte ich Folgendes sagen:

Die dortige Überschrift nimmt ungewollt voraus, was dann kommt. Es ist in hohem Maße befremdlich, was ich da aus dem Mund eines Pastoraltheologen lese. Ich zitiere:
„In einer Eucharistiefeier, in der keine Gläubigen anwesend sind, fehlt das zentrale Element. Denn das Entscheidende, worum es bei der Gegenwart Christi in der Eucharistie geht, ist nicht die Hostie, die der Priester hochhält, sondern die Versammlung der Gläubigen.“

Das, Herr Professor, ist nicht nur befremdlich, sondern falsch.
Hier zeigt sich mit aller Deutlichkeit die schiefe Ebene, auf der die Kirche in Deutschland mit ihren Gemeinden immer tiefer in den Abgrund rutscht.

Sie hat Jesus Christus aus der Mitte und dem Zentrum der Eucharistie verdrängt und durch „Gemeinde“ ersetzt. Jesus Christus aber, seine Gegenwart in Brot und Wein, verdeutlicht durch das Emporheben der Hostie und des Kelches, ist das Zentrum der Eucharistie, nicht die Gemeinde. Die Gemeinde ist wichtig, aber sie ist nicht das Zentrum. Er, der Herr, ist es und sonst niemand. Und „auch wenn eine Teilnahme von Gläubigen nicht möglich ist“, bleibt die hl. Messe immer „eine Handlung Christi und der Kirche“; durch ihren Vollzug erfüllen die Priester „ihre vornehmste Aufgabe“ (Siehe can. 904/CIC).

Und noch etwas ist mir sauer aufgestoßen! In einem weiteren Abschnitt des Interviews heißt es:
„Die Leitung von Gemeinden ist so zu gestalten, dass diese unter den gegebenen Umständen ihre theologische Bestimmung, den Menschen zu dienen, erfüllen können.“

Jesus Christus ist das Zentrum der Eucharistie und damit auch der Gemeinde und Kirche. Er ist es, der uns zu seinem Volk zusammenruft, uns zur Gemeinde und Kirche macht. Deshalb ist es die „theologische Bestimmung“ der Gemeinde/Kirche zuallererst, ihn und durch ihn (mit ihm und in ihm) Gott zu dienen, ihn zu loben, zu ehren und anzubeten. Und wenn sie das in rechter Weise vollzieht, wird sie ganz selbstverständlich auch zu den Menschen finden, um ihnen in Caritas und Diakonie zu dienen, denn die Anbetung unseres menschenfreundlichen Gottes fordert Menschenfreundlichkeit von uns. Der erste Dienst aber, den die Gemeinde bzw. Kirche den Menschen zu leisten hat, ist es, ihnen Gott in seinem menschgewordenen Sohn zu zeigen. Das ist es, was die Menschen suchen. Die Menschen treibt es aus der Kirche, weil die Kirche nicht Gott in Jesus Christus, sondern sich selbst präsentiert und sich dadurch schrecklich lächerlich macht. Was ist denn die Gemeinde ohne Jesus Christus? Ein chaotischer Sünderhaufen, mehr nicht!

Solange „Der Dom“ als kirchliches Medium die (noch) Gläubigen und die Theologische Fakultät die Priesteramtskandidaten mit solchen „Wahrheiten“ wie im Interview impfen, wird sich in der Kirche nichts ändern, und die Talfahrt auf der schiefen Ebene wird weitergehen, bis sie schließlich in einem fürchterlichen Crash endet und sich in Heulen und Zähneknirschen auflöst.

Pfarrer Manfred Rauterkus