Und es ist doch ein Bruch mit der Lehre

Mit Widerspruch hatte ich gerechnet, doch nicht mit so einer geballten Ladung von Arroganz, Beleidigung und Wut.
Pater Modenbach doziert mit mitleidiger Herablassung wie ein Gerichtsgutachter über einen Angeklagten. Priester, die sich bemühen, mit der Lehre der Kirche zu lehren, zu leben und zu arbeiten (sentire cum ecclesia), sind für ihn anscheinend etwas wirr im Kopf, jedenfalls irgendwie anormal.
Mitbruder Dimmerling „argumentiert“ mit massiven Beleidigungen. „Willst du nicht meiner Meinung sein, so schlag‘ ich dir den Schädel ein.“
So allerdings macht er sich nur lächerlich. Außerdem empfehle ich ihm Kapitel 3 im Jakobusbrief zur Lektüre!

Alles, aber auch wirklich alles, beruht auf Tatsachen und ist sachlich begründet. Beispielsweise hat gleich am Anfang Franziskus Kardinal Müller blamiert und ist ihm in den Rücken gefallen, indem er einer Gruppe von mittel- oder südamerikanischen Ordensleuten sinngemäß erklärte: Wenn ihr bei irgendwelchen Aktionen und Maßnahmen einen Mahnbrief von der Glaubenskongregation erhaltet, dann antwortet höflich, ansonsten aber braucht euch das nicht weiter zu beeindrucken.  Das konnte man im Internet und in der Presse nachlesen. So geht man nicht mit Mitarbeitern um. Dass mit Amoris Laetitia ein Chaos angerichtet wurde, ist ebenfalls eine Tatsache; man braucht sich nur die völlig unterschiedlichen Ausführungs­bestimmungen anschauen, die von Bischofskonferenzen oder Einzelbischöfen in aller Welt dazu verfasst werden.

Tatsache ist auch, dass Amoris Laetitia zusammen mit dem, was die Bischöfe bei uns und in der Weltkirche jetzt daraus machen, ein Bruch mit der überlieferten Lehre der Kirche ist. Was aber ist das Lehramt der Kirche noch wert, wenn es sich so widersprüchlich äußert? Wenn es keine Kontinuität in der Lehre mehr bietet? Dann kann es auch zu nichts mehr verpflichten. Dann ist es nur noch eine theologische Stimme unter vielen (zwar eine wichtige, aber eben nur eine). Wenn eine Lehre, die immerhin auf einer zweitausendjährigen Tradition beruht, die immer wieder bestätigt wurde, zuletzt sogar von dem heiligen Papst Johannes Paul II. und seinem Nachfolger, von heute auf morgen  gekippt werden kann, dann gibt es kein Halten mehr, dann wird alles fragwürdig. Dann gilt nur noch: „Alles fließt, sagt Heraklit, und der Fels in Rom fließt mit“ (aus: Die Tagespost). Eine solche Kirche will ich nicht.

Was wir bei diesem Schauspiel erleben, ist die Selbstdemontage des kirchlichen Lehramtes. Unser „Lehrkörper“ sägt sich selbst den Ast  ab, auf dem er sitzt. Und beim Absturz wird es nicht nur ein paar Beulen geben, nein, es werden die Fetzen fliegen. Das ist meine Überzeugung, und darüber möchte ich auch reden oder schreiben  dürfen. Und niemand, außer meinem Bischof, hat das Recht, mir das Reden zu verbieten. Niemand hat das Recht, mich dafür schlecht  zu machen oder zu beleidigen. Ja, ich sehe manches skeptisch und kritisch, aber nicht ohne Grund. Denn Franziskus weckt Hoffnungen und Erwartungen, die er nicht erfüllen kann, wenn die Kirche das bleiben soll, was sie ist: katholisch und apostolisch. Und darum werde ich Amoris Laetitia immer lesen und erklären zusammen mit der Verkündigung von Johannes Paul II. und Benedikt XVI., das heißt zusammen mit der Überlieferung der Kirche.

Ein Wort noch zu dem letzten Leserbrief, dem von Herrn Kleff! Sie können und dürfen ruhig anderer Meinung sein als ich; ich verbitte mir aber Ihren spöttisch-anmaßenden Tonfall. Der steht Ihnen nicht zu, zumal Sie völlig falsch liegen. Wer, wie Sie, die Wahrheit – Sie nennen es Rechtgläubigkeit – als unwichtig abtut, trifft damit letztlich Jesus Christus selbst, der Weg, Wahrheit und Leben ist, sogar König der Wahrheit (Joh.18,37). Wahrheit und Barmherzigkeit gehören untrennbar zusammen, aber die Wahrheit steht höher als die Barmherzigkeit, weil sie umfassender ist. Dazu gibt es so viele Belegstellen im Neuen Testament, dass der Platz hier nicht ausreichen würde, sie alle aufzuführen.
Zusammenfassend kann man hier wieder sehen, was für eine „großartige“ Dialog- und Streitkultur in der Kirche herrscht. Wer solche Brüder im Glauben hat, der braucht keine Feinde. Trotzdem grüße ich alle und wünsche ein gesegnetes Pfingstfest!

Pfarrer Manfred Rauterkus