Erstaunen über verdunsteten Glauben

Da habe ich offensichtlich mit meinem Leserbrief zum Kirchentag in ein Wespennest gestochen – jedenfalls muss ich das aus der Heftigkeit der Antworten schließen.
Auf die Polemik möchte ich nicht eingehen, will aber noch etwas ergänzen.

Der Glaube an die bleibende Gegenwart des Herrn in der Eucharistie muss bei denen, die Von Hirsch­hausen bejubelt haben, mehr oder weniger verdunstet sein! Anders kann ich mir ihr Verhalten nicht erklären. Denn katholischer Eucharistieglaube besagt: Jesus Christus ist wirklich und wahrhaftig in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig – und bleibt gegenwärtig. Deshalb gebührt ihm im Sakrament auch Ehre und Anbetung, z. B. in einer Kniebeuge vor dem „Allerheiligsten“ (siehe auch Tabernakel, Monstranz, Fronleichnam). Gerade der Aspekt der Anbetung fehlt im Protestantismus völlig, wird sogar entschieden abgelehnt. Für den katholischen Eucharistieglauben aber ist er wesentlich.
Ein Katholik, der (beim gegenwärtigen Stand der Ökumene) die Kommunion- und Abendmahls­gemeinschaft mit den Protestanten fordert, hält die Anbetung und Verehrung des Herrn im Sakrament offensichtlich für über­flüs­sig und verzichtbar. Damit verrät er seinen katholischen Eucha­ristieglauben; denn er leugnet indirekt auch die bleibende Gegenwart des Herrn im Sakrament.
Ökumenische Gespräche über Kommunion- und Abendmahlsgemeinschaft sollten so „zielführend“ sein, dass die Protestanten eines Tages mit uns zusammen vor dem Allerheiligsten eine Kniebeuge machen.
Weniger geht nicht!

Pfarrer Manfred Rauterkus