Die Quelle der Göttlichen Barmherzigkeit

Gemeinfrei

„Die Menschheit wird keinen Frieden finden, solange sie sich nicht mit Vertrauen an meine Barmherzigkeit wendet.“ Diese Worte des Herrn an die hl. Sr. Faustyna (TB 300) drängen sich geradezu auf, wenn wir die apokalyptische Krise der Kirche und den desolaten Zustand der Welt betrachten. Irdisch gedacht und menschlich gesprochen scheint es keinen Ausweg mehr zu geben. Doch beim Herrn ist es völlig anders! „Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden“, sagt uns der hl. Paulus (vgl. Röm 5,20). Es gilt jetzt, die Göttliche Barmherzigkeit zu bestürmen.

„Der liebe Gott ist ebenso bereit, uns zu verzeihen, wenn wir ihn darum bitten, wie eine Mutter bereit ist, ihr Kind aus dem Feuer zu ziehen“, betonte der hl. Pfarrer von Ars (J. Frossard, Ausgewählte Gedanken des hl. Pfarrers von Ars, S. 55). Wenn man sich mit dem Tagebuch Sr. Faustynas in die Betrachtung der Güte des Herrn vertieft, öffnet sich eine unermessliche Hoffnung: „Keine Seele soll Angst haben, sich mir zu nähern, auch wenn ihre Sünden rot wie Scharlach wären. Meine Barmherzigkeit ist so groß, dass sie in der ganzen Ewigkeit durch keinen Verstand, weder von Menschen noch von Engeln, ergründet werden kann“ (TB 699). Diese Dimension gipfelt später in dem Satz: „Je größer das Elend, desto größer das Recht auf meine Barmherzigkeit“ (TB 1182). Die himmlische Zusage muss uns in diesem dramatischen Augenblick der Geschichte mit Vertrauen erfüllen. Das ewige Heil so vieler Menschen hängt davon ab, wie es aus dem Tagebuch deutlich hervorgeht: „Wenn die Sünder meine Barmherzigkeit kennen würden, gingen sie nicht in so großer Zahl verloren“ (TB 1396).

Entgegen der massiven falschen Prophetie muss man die wahre Barmherzigkeit des Herrn verstehen. Diese steht niemals im Gegensatz zu seiner Gerechtigkeit. Seine Liebe ist untrennbar mit der Wahrheit verbunden. Deshalb kann seine Güte niemals gegen die göttlichen Gebote ausgespielt werden. Es gibt keine Vergebung ohne Reue und Umkehr. Nach dem hl. Kirchenlehrer Franz von Sales gilt: Wenn der Mensch sich freispricht, klagt Gott ihn an. Wenn der Mensch sich anklagt, spricht Gott ihn frei (vgl. Philothea, 1. Teil, 14. Kap.).

Es ist dringend geboten, alles zu unternehmen, um die Beichte als die geschenkte Quelle der Göttlichen Barmherzigkeit zu verkünden. Dementsprechend hat der hl. Papst Johannes Paul II. formuliert: „Am Abend desselben Tages seiner Auferstehung, unmittelbar vor Beginn der apostolischen Sendung, schenkt Jesus den Aposteln, auf Grund der Kraft des Heiligen Geistes, die Macht, die reuigen Sünder mit Gott und mit der Kirche zu versöhnen: ‚Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert‘ (Joh 20, 22‒23)“ (Misericordia Dei, Einleitung). Wir müssen endlich verstehen, was für ein kostbarer Schatz uns hier gegeben ist! Mit diesem Sakrament dürfen wir immer wieder aus dem Tod unserer Sünden in das Leben der Gnade auferstehen, weil jene „ausgelöscht, weggefegt, getilgt und vernichtet“ sind (vgl. Franz von Sales, Theotimus XI, 12, 4).

Wie kaum ein anderer war der hl. Pfarrer von Ars von diesem Gedanken ergriffen: „Meine Kinder, man kann die Güte nicht begreifen, die Gott uns erwiesen hat, als er dieses große Sakrament der Buße einsetzte. Wenn man zu den armen Verdammten […] sagen würde: ‚Wir werden am Eingang der Hölle einen Priester stellen. Jeder, der beichten will, braucht nur hinauszugehen.‘ […] Oh wie schnell würde die Hölle sich leeren und der Himmel sich bevölkern. Wir jedoch haben die Zeit und die Möglichkeiten, die diese armen Verdammten nicht haben“ (J. Frossard, S. 52). Den Gedanken der Ewigkeit sollte man wachsam bewahren. Der Mensch muss die Gnade annehmen, so lange noch Zeit dafür ist. Wie eindringlich ist der Vergleich der hl. Katharina von Genua: „Wer in diesem Leben seine Sünden abbüßt, bezahlt mit wenigen Pfennigen 1.000 Dukaten. Wer aber die Abbüßung ins andere Leben verschiebt, bezahlt mit 1.000 Dukaten wenige Pfennige“ (Kath.net/news/61644).

Wenn wir das alles betrachten, dann strahlt uns der Reichtum der Göttlichen Barmherzigkeit im Bußsakrament noch mehr auf. Welch einen unerschöpflichen Goldschatz bergen folgende Zeilen: „Wenn du zur heiligen Beichte kommst, zur Quelle meiner Barmherzigkeit, fließt stets auf deine Seele mein aus dem Herzen quellendes Blut und Wasser und veredelt deine Seele. […] Tauche mit großem Vertrauen ganz in meiner Barmherzigkeit unter, damit ich über deine Seele die Fülle meiner Gnaden ergießen kann. […] Ich verhülle mich nur mit dem Priester, aber in der Seele wirke ich selbst. Hier begegnet das Elend der Seele dem Gott der Barmherzigkeit“ (TB 1602).

Mensch des 21. Jahrhunderts, worauf wartest Du? Auf, zur Quelle der Göttlichen Barmherzigkeit!

Pastor Frank Unterhalt


Dieser Beitrag erschien zuerst am 30.9.2018 auf kath.net